Geißerweg Bizau
Realisierung eines Geißerweges auf Basis alter Dokumente aus der Zeit der Ziegenhut
Projektdauer: 01.05.2013 - 25.10.2014
Projektträger
Kurzbeschreibung
Die Ziegenhut war über Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte in Bizau sehr bedeutsam. Ein Geißerstatut regelte die Handhabung der Hirtschaft zeitlich und räumlich bis ins Detail, die Regeln waren auch gesellschaftlich relevant. Von dieser Alltagskultur zeugt eine Sammlung der Gemeinde Bizau, welche Dokumente vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Einstellung der Ziegenhut im Jahr 1971 enthält. Auf Basis dieser Grundlagen realisiert die Gemeinde Bizau auf größtenteils bestehenden Wegen einen historischen Themenwanderweg für Einheimische und Gäste. Mit dem Projekt wird ein Stück Raumgeschichte in einem unvergleichlichen landschaftlichen Umfeld erlebbar gemacht.
Ausgangslage
Ziele/Wirkung
Das LEADER-Projekt sollte es ermöglichen, ein Stück Raumgeschichte in einem unvergleichlichen landschaftlichen Umfeld erlebbar zu machen. Mit dem Geißerweg sollte die Landschaftsnutzung und Nahversorgung im Rahmen der Dreistufenwirtschaft aus Sicht der Ziegenhut beleuchtet werden. Die Landschaftsentwicklung durch Nutzungsveränderungen bzw. –auflassung sollte genauso erfahrbar gemacht werden wie die Zusammenhänge zwischen Raumnutzung und sozioökonomischen Veränderungen in der Region. Der Geißerweg sollte die historische und gegenwärtige Kulturlandschaft nördlich der Siedlungen im Dorf bis hin zu den Vorsäß und Alpgebieten für Einheimische, Zugezogene und Gäste erschließen.
Inhalte
Resultate
Im Projekt konnten wertvolle Erfolge erzielt werden. Auf Basis von Begehungen mit Zeitzeugen und Grundeigentümern wurde der Wegverlauf festgelegt und fünf Vermittlungsobjekte zum Tasten, Sehen, Hören, Fühlen, Raten und Klettern entwickelt und aufgestellt. Lebensgroße Cortenstahlziegen an ausgewählten Orten erinnern an den Geißenzug. Dadurch wurde auch das Interesse der Bevölkerung am Thema weiter vertieft.
Saisonal werden im Hotel Schwanen und Gasthaus Taube Ziegenprodukte zu einem kulinarischen Erlebnis veredelt. Im Herbst 2014 wurde der Geißerweg eröffnet. Der Geißerweg wird stark zum Qualitätstourismus in der Region und zur Profilierung der Marke Bregenzerwald beitragen.
Bezug zum Programm
LES 4.1 Land-und Forstwirtschaft, Kulturlandschaft:
Ziele: Sektorübergreifende Zusammenarbeit, z.B. Landwirtschaft und Tourismus; Landwirtschaft und Energie, fördern und festigen;
Ziele: Touristische Ziele der Alpwirtschaft behutsam nutzen und ausbauen.;
Strategie: Mit organisierten Aktionen soll der Kontakt von Landwirten zur Bevölkerung intensiviert und Vorurteile abgebaut werden;
Angestrebte Resultate: Das Angebot im Bereich der „Waldschule“ wurde um speziell für Gäste ausgerichtete Führungen erweitert;
Weitere Informationen
Übersicht zu möglichen Themen entlang des Geißerweges - kursiv angeführt Zitate aus der Grundlagensammlung der Gemeinde – bei der detaillierten Ausarbeitung der Stationen werden historische und aktuelle Inhalte gleichermaßen berücksichtigt, nachfolgende Zitate sind nur eine erste Sammlung zu historischen Dokumenten.
- Ziegen als Milch- und Fleischlieferanten
„Die Ziegenhut in der Gemeinde Bizau bedeutete durch viele Jahrzehnte die Milchversorgung der nichtbäuerlichen Bevölkerung, im Besonderen jedenfalls in den Sommermonaten. … dadurch waren die Ziegen aus den Feldern und Wiesen wegzubekommen und die Kuhweide nicht mehr beeinträchtigt …“ - Organisation der Ziegenhut
„Die erste Ausfahrt im Frühjahr wurde durch den Vorsteher bestimmt. … Vom 27.9.1870 datiert die Servitutenregelung der Ziegenhirtschaft in Bizau durch die k.k. Grundleisten-Ablösungs- und Regulierungs-Landeskommission Innsbruck …“ - Hirtschaft für Billigstbieter
„Die Verwaltung oblag der jeweiligen Gemeindeverwaltung, welche den Ziegenhirten für die Frühjahrs- und Sommerhut zu dingen hatte. Dies geschah verschiedentlich durch Versteigerungen nach dem Sonntags-Vormittagsgottesdienst auf dem Kirchplatz, wobei von oben nach unten gesteigert wurde …“ - Frühjahrshut, Sommerhut und Aumahdweide
„Die Frühjahrshut erstreckte sich von ca. Mitte April bis zum Vorsäßaufzug, etwa Ende Mai/Anfang Juni. … Die Sommerweide begann mit dem Alpaufzug und endete wieder mit dem Alpabzug …“ - Geißer aus/in Bizau
- Goßar – Leod (Geißerlied, Lied des Geißhirten)
„Ma hört min Huon i jedom Hus und laut am Morgo d’Goßan us…“ - Vorsäßmeister und Geißer
„Das Geißerstatut gab genaue Auskunft über die Handhabung der Hirtschaft. Über die ordentliche Einhaltung der Gepflogenheiten sorgten auch vor allem einzelne Vorsäßmeister, die eine Mehrbelastung in den Gemeinschaftsvorsäßen befürchteten …“ - Brotmarken als Verpflegung
„Die Ziegenbesitzer hatten eine Auflage zu leisten, woraus der Hirte bezahlt wurde. Im Jahre 1946 mussten pro Ziege 300 Gramm Brotmarken in der Hutperiode dem Ziegenhirten abgegeben werden, damit sich derselbe Verpflegung besorgen konnte, im Jahre 1947 waren dies 200 Gramm und 1948 150 Gramm …“ - Ziegenjahre in Bizau
„Aufgelassen werden musste der Ziegenhirtendienst, weil immer weniger Ziegen zum Geißer gebracht wurden und sich dadurch im Laufe der Zeit eine ständige Verteuerung ergab, die dazu beitrug, dass die Ziegenhaltung stark zurückging … “ - Ziegen zum Festumzug
„Aufnahmen anlässlich des 24. Bregenzerwälder Bezirksmusikfestes in Bizau beim Festumzug am Sonntag. Die Ziegen wurden aus der Alpe Wölfersgunten geholt, von der Alpe Stöckler am Hirschberg mittels Traktor verladen und wieder dorthin über die sogenannten Riesen in den Wölflersgunten getrieben …“ - Landschaftswandel am Weg
- Ziegen heute
- Ziegenhalter im Tal, Ziegenauftrieb auf Vorsäße und Alpen, Ziegenprodukte