Erzberg

Erlebniszentrum Bergbauforschung am Kristberg

Projektdauer: 06.11.2010 - 31.12.2011

Projektträger

Montafoner Kristbergbahn GmbH

Hausnummer 318

6780 Silbertal

Kurzbeschreibung

Tirol, Salzburg und Vorarlberg zählten einst zu den bedeutendsten Bergbauregionen Europas. Die Einführung der Metallurgie in das prähistorische Europa führte zu wesentlichen Veränderungen kultureller und ökologischer Natur, die bis heute nachwirken. Durch die Verfügbarkeit profitabler Erzlagerstätten in den Ostalpen erfuhr dieses Gebiet während der Bronzezeit und im Spätmittelalter bzw. der frühen Neuzeit einen Strukturwandel, der mit jenem Strukturwandel vergleichbar ist, der im vorigen Jahrhundert durch den Tourismus ausgelöst wurde.

Im Forschungsprojekt HiMAT wurden die räumlichen Auswirkungen des Bergbaus und ihre Ursachen erforscht, auch im Silbertal im Montafon. Mit Abschluss des Projekts HiMAT war es an der Zeit, die Forschungsarbeit für Gäste und Einheimische über einen Lehrpfad attraktiv zugänglich zu machen.

Ausgangslage

Im Rahmen des interdisziplinären Forschungsschwerpunkt HiMAT – „Die Geschichte des Bergbaus in Tirol und seinen angrenzenden Gebieten - Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft“ (www.uibk.ac.at/himat) erforschen 13 Hochschulinstitute und Museen in Österreich und Deutschland unterschiedliche bergbauspezifische Themenstellungen. Obwohl es bereits archäologische Untersuchungen in den entsprechenden Bergbaurevieren gibt, sind immer noch viele Fragen zum Beginn der Metallurgie in den Ostalpen offen, ebenso wie die damit verbundenen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Veränderungen in Raum und Zeit. Die Thematik dieses Forschungsvorhabens ist komplex und reicht von der Archäologie über die Geschichtswissenschaft, Geologie und Lagerstättenkunde, über geographische, ethnologische und anthropologische Aspekte, bis hin zur heute höchst aktuellen Vegetations- und Klimageschichte. Unterschiedliche Forschungsdisziplinen tragen ihren Teil dazu bei, Licht in diese Zusammenhänge zu bringen. Mit diesem interdisziplinären Ansatz kann eine umfassende Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte unseres Raumes vom Neolithikum bis in das 19. Jahrhundert entwickelt werden, deren Erkenntnisse nicht nur allerhöchste wissenschaftliche Relevanz von europäischer Dimension haben, sondern auch dem besseren Verständnis heutiger Ökosysteme und gesellschaftlicher Strukturen im Alpenraum dienen werden.

Ziele/Wirkung

Der Bergbau hat die Kulturgeschichte des Montafon gestaltet und ist ein kulturelles Erbe, das die Identität des Ostalpenraumes prägt. Verschiedenste Bildungsangebote wurden in der ganzen Region in den letzten Jahrzehnten entwickelt, um die einheimische Bevölkerung aber auch Gäste aus Nah und Fern über die Geschichte des Bergbaus zu informieren. Die Aktivitäten dienen dazu, Menschen in die Welt des Bergbaus eintauchen zu lassen und Einblick in diesen Teil unserer Historie zu gewähren. Die Vorstellungen und Bilder, die vom Bergbau lang vergangener Zeiten gezeichnet werden, sind detailliert und vielschichtig. Aber woher wissen wir eigentlich all diese Details, wann, wo, wie und womit gearbeitet wurde, was die Menschen getragen, gegessen und wie sie gelebt haben? Wie kann man überhaupt feststellen, wie alt Fundgegenstände sind, wo sie herkommen und wofür sie verwendet wurden? Der Forschungslehrpfad am Kristberg verfolgt einen in ganz Mitteleuropa einzigartigen Ansatz. Nicht Forschungsergebnisse werden in Form von fertigen Bildern präsentiert, sondern Einblick in die aktuelle Forschungsarbeit und die Forschungsmethoden erlebbar gemacht. Die unmittelbare Verortung des Forschungsprojektes HiMAT im Monatfon bildet die Grundlage dafür, die Forschungsarbeit zur Bergbaugeschichte sichtbar und „be-greifbar“ zu machen und direkt in die Landschaft zu integrieren.

Inhalte

Der innovative Ansatz an dem geplanten Lehrpfad war, dass nicht die Forschungsergebnisse, sondern der Forschungsprozess selbst sowie die angewendeten Methoden präsentiert werden sollten. So sollte die Forschungsarbeit zur Bergbaugeschichte auf dem interaktiven „Silberpfad“ sichtbar und begreifbar gemacht und in die Landschaft integriert werden. Zusätzlich sollte die „Silberspielwelt“ geschaffen werden: Kinder sollten Bergbau mit allen Sinnen erleben. Somit beabsichtigte man, ein innovatives, familiengerechtes Erlebnisangebot zu schaffen, welches das kulturelle Erbe am Schnittpunkt der Montafoner Bergbaugemeinden lebendig macht.

Resultate

Im Jahr 2012 wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Zusammen mit der Universität Innsbruck und dem Panoramagasthof Kristberg konnte die Gemeinde Silbertal zwölf zum Teil interaktive Stationen realisieren. Auch die „Silberspielwelt“ wurde gebaut und stellt eine große Attraktion für Kinder dar.

Im Sommerhalbjahr werden auf dem Silberpfad geführte Touren angeboten. Insgesamt zeigt das Projekt Erzberg, wie eine innovative Idee (Präsentation des Forschungsprozesses statt der Ergebnisse) dafür genutzt werden kann, den Tourismus zu bereichern und das historische Wissen über eine Region für Einheimische, Zugezogene und Gäste zugänglich zu machen.

Bezug zum Programm

LES 4.2 Wirtschaft, Tourismus: 4.2.1 Ziele: Berührungsängste mit Forschungseinrichtungen abbauen (Handwerk und Industrie; 4.2.2 Strategie: Die natürliche, kulturelle und kulinarische Vielfalt (Biodiversität, landwirtschaftliche Produkte, kulturhistorische Themen) soll dem Gast näher gebracht und die Beziehung zur Region gestärkt werden; 4.2.3 Angestrebte Resultate: Naturlehrpfade und Themenwege vermitteln den Gästen die regionale Vielfalt. Geführte Wanderungen eröffnen den Gästen neue Einblicke in das Natur- und Kulturerbe ihrer Urlaubsregion;

Auf Grund des starken Fokus auf Themenwege und –parks sowie der Kooperation mit Wissenschaft und Forschung ist dieses Vorhaben gemäß der LES klar unter dem Aktionsfeld Wirtschaft & Tourismus einzuordnen.

Weitere Informationen

15.10.09 - Beschluss der LAG-Sitzung:
Nach der Diskussion wird das Projekt einstimmig zur Förderung als Leader-Projekt empfohlen.

04.11.09 - Antrag unterzeichnet eingereicht

23.02.2010 - Forderzusage von ABB ausgestellt